» Dieser Katalog und die damit verbundene Ausstellung zeigen, wie nahe viele norddeutsche Künstler den französischen Impressionisten standen – und dennoch eine ganz eigene, unverwechselbare Handschrift entwickelten. «
Rainer Herold
Begleitend zur Ausstellung
Meister des Lichts, die wir im Juni 2025 in Kampen eröffnet haben, ist ein gleichnamiger Katalog erschienen. Dieser widmet sich dem deutschen Impressionismus und der Freilichtmalerei, die ihren Ursprung im Frankreich des späten 19. Jahrhunderts haben. Beide Strömungen faszinierten zahlreiche Künstlerinnen und Künstler jener Zeit. Ihr Ziel war es, Licht sowie flüchtige Eindrücke von Natur und Mensch unmittelbar und spontan festzuhalten. Zahlreiche Kunstschaffende zog es damals an die Akademien in Paris – darunter auch deutsche Maler, auf die sich der Katalog besonders konzentriert.
FRIEDRICH AHLERS-HESTERMANN - GEORG BURMESTER
ERNST EITNER - FRITZ FRIEDRICHS
THOMAS HERBST - ULRICH HÜBNER
ARTHUR ILLIES - OTTO ILLIES - ARTHUR SIEBELIST
FRIEDRICH KALLMORGEN - PAUL KAYSER
WALTER ALFRED ROSAM - FRIEDRICH SCHAPER
Das Thema „Licht“ spielt im Katalog eine zentrale Rolle. In unseren Ausstellungsräumen werden die Höhepunkte des Katalogs durch gezielte Lichtinszenierungen besonders hervorgehoben. Ergänzend dazu verfasste die Kunsthistorikerin Isabel Deimel Bildbeschreibungen, in denen sie erläutert, wie die Künstler das Licht auf unterschiedliche Weise zum Thema ihrer Werke machen.
"Saftige Wiesen unter schattenspendenden Bäumen – zwei Schafe haben hier Schatten gefunden, um zu weiden. Ein sogenannter „Knick“ in der Landschaft ist ein Phänomen, das von Landwirten in Schleswig-Holstein im 18. Jahrhundert entwickelt wurde. Er trennt Felder voneinander ab und bietet zahlreichen Tierarten Lebensraum sowie eine einzigartige Vielfalt. Arthur Siebelist, der zur ersten Generation des Hamburgischen Künstlerclubs von 1897 gehörte, hat dieses typisch norddeutsche Phänomen mit seinem impressionistischen, malerischen Verständnis eingefangen. Die dichte Blätterwand lässt stellenweise Licht auf das Gras fallen, und durch den dynamischen Malstrich wirkt die Wiese wie ein bewegtes, grünes Meer. Besonders spannend ist, dass Siebelist nicht nur Grün verwendet hat, wie man erwarten könnte. Blaue und türkise Lichtreflexe finden sich ebenfalls wieder. Violett, die klassische Farbe des Schattens – exemplarisch für den Impressionismus überhaupt –, lässt sich in den dunkelsten Partien der Baumstämme entdecken. Die Farben wurden nicht vermischt, sondern in zarten, nebeneinandergesetzten Strichen aufgetragen. Auch wenn die Lichtquelle im Bild nicht direkt zu sehen ist, hat Arthur Siebelist durch seine meisterhafte Beherrschung von Motivwahl, Farbeinsatz und Kontrast ein pittoreskes Landschaftsbild erschaffen, in dem das besondere Licht zur Hauptqualität des Werks wird. Mit einer äußersten Reduktion der Landschaft gewinnt das Gemälde an Zeitlosigkeit."
Isabel Deimel