Übersicht

In der Galerie Herold Contemporary nebenan zeigen wir in der Ausstellung Die Entdeckung der Linie  zwei Farbfeldmaler und Farbtheoretiker, die ihr künstlerisches Schaffen ganz der Linie und der Farbe gewidmet haben und in der Ausstellung in einen spannenden Dialog treten.

 

Die Werke von Johannes Geccelli (1925–2011) scheinen von innen heraus zu leuchten. 1947 beginnt er sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf und zu seinen Kommilitonen zählen Otto Piene, Heinz Mack, Raimund Girke und Hans Salentin. Besonders prägend ist jedoch sein Professor Paul Binde, der Geccelli in seiner Auseinandersetzung mit Raum, Figur, Licht, Zeit und Farbe unterstützt – Themen, die sein Werk zeitlebens prägen sollten. Ausgangspunkt war für ihn stets die abstrakte Figur, die im Licht zu verschwinden vermag.

In der Ausstellung konzentrieren wir uns auf seine späteren Werke aus den 1980er Jahren bis hin zu jenen, die kurz vor seinem Tod entstanden sind. Die Figur verschwindet, zurück bleibt die Grundform – die Linie. Viele seiner Bilder entfalten sich dabei vom Zentrum aus vertikal zum Rand hin: Das Bild wird

in zwei Hälften geteilt und bildet dennoch ein zusammenhängendes Ganzes. Unzählige Farbtöne gehen in kaum wahrnehmbaren Verläufen sanft ineinander über. Die Linie erscheint in fein abgestimmten Farbverläufen – manchmal so dynamisch, dass sie beinahe aus dem Bildraum zu kippen scheint.

 
Beim jungen Hamburger Maler Daniel Hörner (*1978) verhält es sich auf den ersten Blick ähnlich – und dann wieder ganz anders. Sein Farbspektrum reicht von Signalgelb bis Graphitschwarz. Wie ein Alchemist stellt er seine Farben aus Bienenwachs, Pigmenten und Vaseline selbst her und fügt gelegentlich organische Materialien wie Kamille, Sand oder Staub hinzu. Die weichen Farbtöne werden auf zarten, transparenten Nesselstoff aufgetragen. Deren Farbfeldräume werden durch Kugelschreiberstriche begrenzt – mitunter verschmiert, manchmal kratzend in die weichen Flächen eindringend. Die Formen stehen in harmonischem Verhältnis zueinander, doch entsteht ein subtiler Störmoment: Die pastosen Farbflächen sind nicht exakt aufgetragen, die Linien nicht sauber gezogen. Hörners Malerei lebt von Kontrasten – und vor allem von farblicher Harmonie.
 

Wir freuen uns, Ihnen diese besondere Gegenüberstellung zu Pfingsten präsentieren zu dürfen – eine Ausstellung, die einige überraschende Momente der Wahrnehmung bereithält und zur intensiven Auseinandersetzung mit Farbe, Linie und Materialität einlädt.

 

Unser besonderer Dank gilt dem Nachlass Johannes Geccelli für die freundliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

 

 

AUSSTELLUNGSORT

Galerie Herold • Braderuper Weg 4 • 25999 Kampen/Sylt

Ausgestellte Werke