Herman Prigann (Recklinghausen, 1942 – Portals Nous, 2008) zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Künstlern Europas.
Seine Arbeit hat durch ihre wegweisende, ökologisch bewusste Richtung die Entwicklung der Landschaftskunst / Land Art wesentlich beeinflusst. Parallel dazu arbeitete er im Laufe der Jahre an einem großen malerischen Werk, in dessen Bildern sich viele der Gedanken und Ideen seiner Landschaftskunst widerspiegeln.
Der Öffentlichkeit hin zeigte er die sozial und politisch engagierte, vernetzende und kooperative Seite seiner Kunst, die ihre Wurzeln in seinen explizit intermedial ausgerichteten Happenings und Aktionen der 60ziger Jahre hat. Anfang der 80ziger Jahre bildeten seine Gedanken zu den frühen Metamorphen Objekten / Skulpturalen Orten die ersten Grundlagen für eine ökologische Ästhetik, die sich von 1985 an auch in seinen Arbeiten im öffentlichen Raum und seit Ende der 80ziger Jahre in seiner Assoziation mit der Art in Nature Bewegung, sowie bei der Rekultivierung von Industriebrachen äußerte. Mitte bis Ende der 90ziger Jahre war Herman Prigann Professor am Bauhaus in Dessau und 2003 wurde er zum Ehrenmitglied des Deutschen Werkbundes ernannt.
International bekannt wurde er durch seine innovative Landschaftskunst. Er realisierte Art in Nature Projekte u.A. in Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich, Dänemark und Japan. Darunter Hanging Tree (1985), eine Landmarke inmitten der Wiener Stadtlandschaft, Der Ring der Erinnerung (1992-1993), ein skulpturaler Ort an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze im Harz und der Skulpturenwald Rheinelbe (1997-2005) – die Transformation einer Industriebrache im Ruhrgebiet – dessen größter Bestandteil, der eindrucksvolle Spiralberg mit Himmelstreppe, nicht nur Merkmal der Region geworden ist, sondern auch eines der weltweit bekanntesten Landschaftskunstwerke.
2011 widmete das Tate Modern in London seinen Jahreskalender dem Thema Land Art. Der Spiralberg mit Himmelstreppe erschien neben den Werken von Künstlern wie Robert Smithson, Richard Long und Antony Gormley. Im selben Jahr erschien New Earthwork: Art Action Agency, ein Buch des amerikanischen Verlags International Sculpture Center Press, Herausgeber des Sculpture Magazin. In dem Buch, welches einen Überblick über die Land Art Bewegung und deren wichtigsten Künstler und Werke bietet, wird auch Herman Priganns Einfluss und Arbeit eingehend beleuchtet.
Die andere Seite der Arbeit Herman Priganns stellt seine künstlerische Eigenwelt dar: Malereien, Objekte und Skulpturen, die er alleine und entfernt vom Aufwand seiner großen Landschaftskunstwerke schuf.
Es existieren jedoch tiefe Zusammenhänge zwischen diesen zwei künstlerischen Welten; sie spiegeln einander wider. Der satirische Humor und die Sozialkritik seiner Hamburger Happenings und Aktionen sind auch in den Bildern der 70ziger und frühen 80ziger Jahre präsent, z.B. in Werken wie Ehrlichmann & Haldemann (1974) oder in der Serie Die Akkurate Gesellschaft aus seiner Zeit in Wien. Ab Mitte der 80ziger Jahre beschäftigte Herman Prigann sich immer intensiver mit den Themen Natur, Wahrnehmung und Metamorphose – Konzepte, die ihren Ausdruck in seiner Landschaftskunst fanden, zuerst in Verbindung mit Art in Nature, später in der künstlerischen Umwandlung von alten Industriebrachen.
Die Malereien und Objekte aus dieser Zeit reflektieren verwandte Ideen: Menschenbilder – neue Landschaften – Menschentanz – der Tanz von Entropie und Evolution – Menschen als „Ephemeroi,“ Teil eines sich stätig wiederholenden Wandlungsprozesses.
In Herman Priganns gesamten Werk treten Muster auf, Fäden die Verbindungen zwischen seiner Landschaftskunst, seiner Malerei und den Themen, die ihn seit jeher faszinierten, knüpfen. Es entsteht ein spannendes Geflecht aus Ideen und Geschichten, die von Menschen, Orten, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erzählen.
Vera David (Wien, 1950 – Portals Nous, 2005), seine Lebensgefährtin und kreative Mitarbeiterin, spielte über 30 Jahre lang eine wesentliche Rolle in seinem künstlerischen Schaffen.